Lot 169

KVĚTA VÁLOVÁ (1922 - 1998) VIER GEGEN ALLE

Das monumentale Werk von Květa Válová reflektiert authentisch die Zeit seiner Entstehung – das Jahr 1968. In jeder Schaffensperiode der Autorin ist der Mensch im Kontext des sozialen Umfelds und in Reaktion auf die Lebenssituation das zentrale Thema. Menschliche Gestalten füllen die gesamte Bildkomposition, Körper an Körper in nahezu monochromen Farben, und wirken fast wie eine riesige kollektive Skulptur. Durch die Abstufung der Schattierungen erzielt die Autorin die Plastizität der Oberfläche der versammelten Menge, wodurch der Betrachter gezwungen wird, zwischen den Figuren hin und her zu blicken, um die Bewegung wahrzunehmen. Hunderte von Menschen versammeln sich um ein leicht dezentralisiertes dunkles Zentrum. In pietätvoller Ehrfurcht umgeben die Gestalten vier reglose, fast durchscheinende Körper im dunklen Epizentrum des Bildes. Vier Geopferte, ausgestellt vor allen, weisen wahrscheinlich auf das Ereignis im Oktober 1968 hin, als vier Abgeordnete es wagten, gegen einen Vertrag mit der Sowjetunion zu stimmen, der die Besetzung der Tschechoslowakei legalisieren sollte. Dafür erwarteten sie natürlich Repressalien und Verfolgung. Hier handelt es sich zweifelsfrei um ein außergewöhnliches Werk mit Galeriequalität. Květa Válová und ihre Schwester Jitka wurden bei der Arbeit zu einem Geist mit zwei Körpern. Beide studierten an der Kunstgewerbe-Hochschule in Prag und wurden 1954 Mitglieder der Gruppe Trasa, mit der sie gemeinsam ausstellten. Die Verflechtung ihrer Arbeiten bildet ein kohärentes Ganzes, das ein überzeugendes Zeugnis der Zeit und der inneren Themen mit einem Appell an das soziale Gefühl des Menschen liefert.